Ich will gelassener sein

Wie werde ich gelassener? Ein Beispiel: Man wird beschuldigt an einem Missstand schuld zu sein. Was löst das in einem aus? Man wird evtl. ärgerlich, braust auf, verteidigt sich und greift den Beschuldiger an. Man ist also nicht (mehr) gelassen.

In gelassen steckt interessanterweise das Wörtchen lassen. Bin ich aufgewühlt, wie in dem Beispiel, kann ich es nicht mehr bleiben lassen, mich zu verteidigen und zum Gegenangriff überzugehen.

Normalerweise bekommen Menschen mit diesem Thema von ihrem Therapeuten oder Coach geraten, dass in Situationen, in denen Gelassenheit nötig wäre, lernen müssen entspannt zu sein.

Wie lasse ich aber etwas bleiben? Nicht, in dem ich mich entspanne. Sondern indem ich übe, mich zu beherrschen. Die ungzügelten Willensimpulse, die sofort in Rede und Tat schießen, müssen zurückgehalten und beherrscht werden. Wie ein Hund, den man erziehen muss, damit der nicht ständig an der Leine zerrt oder den nächsten Passanten anspringt.

Das, was nach außen so ruhig und gelassen erscheint, ist in dem betreffenden Menschen eigentlich eine meisterhafte Selbstbeherrschung, eine beherrschter Wille.

Gelassenheit hat also oft gar nichts mit loslassen zu tun, da man sich im Loslassen eher gehen lässt und unbeherrschter wird. Auch wenn es paradox klingt: Ich komme in diesem Fall dem, was ich wirklich will viel näher, wenn ich das Gegenteil dessen anstrebt, was landläufig geglaubt wird.

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